z'mitts drin Nr. 05/2022
«Herzlichen Dank für den überzeugenden Einsatz von Teamleiterin Gisela Lorenzo, ihrem Team und Dr. med. Christian Rauch aus Dagmersellen!» Lydia Kropf Ausserdem setzten sich die Beiständin und ihre Familie vehement dafür ein, dass ihr Bruder bis zu seinem Tod auf der Wohngruppe bleiben konnte. Die fortschreitende Krankheit und damit einher- gehend der gesteigerte Pflegeaufwand zehrte an den Kräften aller Beteiligten. Um das Betreuungs- und Pflegeteam zu entlasten, wechselten sich die Geschwister über mehrere Monate dabei ab, Pirmin vom späten Nachmittag bis zum Einschlafen zu be- treuen. Dadurch konnten die Geschwister noch ein- mal intensiv Zeit mit ihrem Bruder verbringen und sich in aller Ruhe von ihm verabschieden. Die ge- meinsame Aufgabe schweisste die Familie noch mehr zusammen. Christiane Tutte, Leiterin für den Standort Pfaffnau, trug auf der institutionellen Seite die Verantwortung. Sie organisierte Rundtischgespräche mit allen Beteiligten, bei denen folgende Fragen diskutiert wurden: Ist die Situation weiterhin tragbar? Sind wir dieser Aufgabe noch gewachsen? Welche Res- sourcen der Entlastung können zusätzlich ange- zapft werden? Und nicht zuletzt: Was ist das Beste für Pirmin? Bei dieser interdisziplinären und inter- institutionellen Zusammenarbeit stand Pirmin Jund stets im Mittelpunkt. BEISTANDSCHAFT Die meisten Klientinnen und Klienten der SSBL brauchen für bestimmte Lebens- und Aufgaben- bereiche eine Vertretung. Diese Bereiche sind Gesundheit (medizinische Massnahmen), Wohnen (zum Beispiel Betreuungsvertrag), Arbeit (Tages- struktur, Beschäftigung), Administration, Finanzen und Personensorge. Beiständinnen und Beistände sind private oder behördliche Beistandspersonen, die von der KESB eingesetzt und regelmässig über- prüft werden. Die Aufgabe von Beiständen ist die persönliche Betreuung und Vertretung der ihnen anvertrauten Personen mit dem Ziel, ihnen eine adäquate Lebensführung zu ermöglichen sowie ihre rechtlichen und sachlichen Ansprüche gegenüber dem Staat und Dritten zu sichern. Im Mittelpunkt steht immer das Wohl der zu betreuenden Person, das auch gegen andere Interessen vertreten wer- den muss. Dabei befinden sich Beistände häufig in einem Spannungsfeld zwischen dem persönlichen Willen einer Person und der Vertretung der objek- tiven Interessen. Die Wohngruppe in Dagmersellen wird 2017 aufgelöst und Pirmin zieht nach Pfaffnau in die Wohngruppe Striter- hof. Dieser Umzug wirft den sonst so zufriedenen und gewitzten Pirmin aus der Bahn. Die darauffolgende Zeit ist für ihn und seine Angehörigen, aber auch für die Betreuungspersonen auf der Wohngruppe sehr schwierig. Langsam lebt sich Pirmin in seiner neuen Wohngruppe ein und beginnt, sich in seinem neuen Zuhause wohl zu fühlen. Die schwierige Phase des Umzugs ist überstanden. November 2021: Pirmin erhält die Diagnose Lymphdrüsen- krebs. Beiständin Lydia Kropf und ihre Geschwister verzichten auf den Umzug in eine Pflege- wohngruppe nach Rathausen und entscheiden sich für eine palliative Begleitung in Pfaffnau. Januar 2022: Pirmin erblindet als Folge seiner Krankheit. Das ver- wirrt ihn sehr und verstärkt seine innere Unruhe. Er braucht Eins-zu-eins-Betreuung, was eigentlich auf der Wohngruppe im Aussenstandort Pfaffnau nicht möglich ist. Daraufhin werden die Rundtischgespräche eingeführt. 2017 2021 2022 Januar 29
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