z'mitts drin Nr. 05/2022
Zusammenarbeit in der letzten Lebensphase Pirmin Jund aus der Wohngruppe Striterhof in Pfaffnau erkrankte schwer. Die Verlegung in eine andere Wohngruppe kam für seine Angehörigen und gesetz- lichen Vertretungen aufgrund seiner Vorgeschichte nur als letzte Option in Frage. Alle Beteiligten – von den Betreuungspersonen auf der Wohngruppe über die Angehörigen bis hin zur Bereichsleitung – konnten in den darauffolgenden Monaten der palliativen Begleitung grosse Herausforderungen überwinden und setzten sich gemeinsam dafür ein, dass Pirmin schliesslich in sinem gewohnten Umfeld sterben konnte. Es entstand eine schöne Zusammenarbeit, wie sie in der SSBL bei durchschnittlich zehn Todesfällen im Jahr regelmässig zu beobachten ist. In seinen letzten Lebenswochen wurde Pirmin Jund eng von seiner Schwester und Beiständin Lydia Kropf begleitet. Frau Kropf befand sich in der Phase der palliativen Begleitung ihres Bruders in einer schwie- rigen Doppelrolle: Als Angehörige auf der einen Seite wollte sie Abschied nehmen von ihrem geliebten Bruder, als Beiständin auf der anderen Seite musste sie objektive Entscheidungen fällen. Glücklicher- Pirmin Jund ist das zweitjüngste von zehn Kindern einer Bauernfamilie aus dem Luzerner Seetal. Seine Schwester und spätere Beiständin Lydia Kropf ist die Jüngste. Für die Familie stellt Pirmins geistige Behinderung kein grosses Problem dar. Die älteren Kinder kümmern sich wie selbstverständlich um die jüngeren und Pirmin hat eine glückliche Kindheit. Mit zehn Jahren kommt Pirmin in ein Behinder- tenheim im Kanton Aargau und kann nur noch jedes zweite Wochenende nach Hause. In dieser Zeit muss er Traumatisches erleben, denn seit dem Aufenthalt in diesem Heim sind Umzüge und schnelle Wechsel des Umfeldes sehr schwierig für ihn. Als Jugendlicher besucht Pirmin eine spezialisierte Schule in Wolhusen. Dort geht es ihm besser als im Heim. Bis Ende 20 wohnt Pirmin wieder zuhause und besucht eine Tages- stätte in Sursee. Später zieht Pirmin in eine Wohn- gruppe der SSBL in Dagmersellen und ist Tagesbeschäftigter im Atelier in Pfaffnau. weise brachte die erfahrene Pflegefachfrau viel Fachwissen aus der Onkologie mit und konnte auf den Rückhalt ihrer Geschwister vertrauen. Sie und ihre Geschwister plädierten dafür, dass man auf Behandlungen und weitere Untersuchungen ver- zichtete, weil diese bei Pirmin sehr schwer durch- zuführen waren. Krankheitsverlauf und Zeithorizont wurden dadurch allerdings zu unbekannten Faktoren. KOOPERATIONSPARTNER Zusammenarbeit mit Beistandschaft und Palliative Care 1960 1970 1980 28 DAS LEBEN VON PIRMIN JUND (1960–2022)
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