SSBL Jubiläums-Beilage 2021

16 Zukunftsaussichten der SSBL Digitale Helfer | Die Zukunft ist bereits da. Sirup per Knopfdruck Längst ist die digitale Zukunft auch in der Welt der Menschen mit Behinderungen angekommen. Was bedeutet dies für die SSBL? Und wohin könnte die Reise führen? schen mit Behinderung, indem er auf Wunsch ihre Lieblingsmusik abspielt und sogar mal einen Witz erzählt (www.fp-robotics.com ). Ein weiterer bedeutender Vorteil der fortschreitenden Digitalisierung zeigt sich in der Organisation im Feld der Betreuung und Pflege: Wo früher mit mobilen Steckkästen undWürfeln die individuellen Tagespläne für die einzelnen Betreuten zusammenge- stellt wurden – wehe, der Kasten fiel zu Boden, dann lag der sorgfältig konzipierte Plan auf einem Haufen –, sind heute dafür neben Wandtafeln auch Tablets beziehungsweise spezi- Der «GoTalks» mit Sprachausgabe und individuell programmierbaren Symbolen und Bildern vereinfacht die Kommunikation. In Bern werden bereits erste Erfahrungen mit einem mobilen Assistenz-Roboter mit Greif- arm gemacht: «Lio» erledigt Routinearbeiten, spielt Lieblingsmusik ab und erzählt sogar mal einen Witz. elle Apps im Einsatz. Mit ihnen kön- nen die täglich anfallenden sowie die regelmässig wiederkehrenden Termi- ne rasch und einfach verwaltet wer- den und lassen sich leicht verschie- ben, wenn die morgendliche Grundpflege einfach mal länger dau- ert oder spontan ein Besucher oder eine Besucherin vorbeikommt. «Care Tech» auch beim Bauen Neben der stetig sich weiterentwi- ckelnden digitalen Barrierefreiheit um- fasst «Care Tech» bei der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern SSBL aber auch bauliche Massnahmen und inno- vative Einrichtungen, insbesondere bei Neubauten. Rutschfeste, schwel- lenlos verlegte Böden, Orientierungs- hilfen – etwa die unterschiedliche farb- liche Gestaltung der Stockwerke oder Wohngruppen –, Sturzschutz-Poller vor Treppenabgängen oder Hightech- Pflegebadewannen lassen grösst- mögliche ressourcenorientierte Auto- nomie bei maximaler Sicherheit zu. Dies alles klingt auf der einen Sei- te sehr technisch, und man mag sich fragen, wo bei all diesen Innovationen die Menschlichkeit bleibt. Bisherige Erfahrungen sind jedoch vielverspre- chend: Die Zeit, die Betreuende bei Routinetätigkeiten durch den Einsatz von Assistenztools gewinnen, kommt direkt der persönlichen Begegnung von Mensch zu Mensch zugute – und die ist wertvoller als jeder noch so exakt sitzende Handgriff. Deshalb hält sich die SSBL up to date, integriert – dort, wo es sinnvoll ist – neue Tools und begleitet auch ihre Mitarbeitenden durch Fort­ bildungen auf dem Weg in die digi- tale Zukunft. Doch Hand aufs Herz: Obwohl «Lio» Daniel vielleicht eines Tages einen wirklich lustigen Witz er- zählen wird – über die Geschichte, die Cynthia ihm heute berichtet, freut sich Daniel mindestens hun- derttausend Mal mehr. Und nimmt dabei einen grossen Schluck Him- beersirup. computer – verschaffen den Anwen- denden einerseits mehr Selbstbestim- mung und Autonomie und fördern an- derseits den differenzierteren persön- lichen Austausch mit Angehörigen und Betreuenden. Wenn der Roboter den Tee serviert Doch nicht nur die Klientinnen und Klienten selbst, sondern auch das Pflege- und Betreuungspersonal in Institutionen für Menschen mit Behin- derungen profitiert von Hightech- Innovationen. So werden zum Bei- spiel bei der Stiftung Rossfeld in Bern erste Erfahrungen mit einemmobilen Assistenz-Roboter mit Greifarm ge- macht: Der sympathische orange- weisse «Lio» nimmt den Betreuenden alltägliche Routinearbeiten wie die Desinfektion ab, erinnert zuverlässig an die pünktliche Medikamentenein- nahme, serviert freundlich eine Tasse Tee oder motiviert und unterstützt die Menschen mit Behinderung bei kör- perlichen Aktivitäten und in der Be- wegungstherapie. Zudem bringt der einfach zu bedienende «Lio» Ab- wechslung in den Alltag der Men- Petra Meyer Daniel mag heute Mittag Sirup. Damit seine Betreuerin dem jungen Mann nicht stattdessen Wasser einschenkt, tippt er auf dem Tablet, das Cynthia ihm hinhält, auf das Bild mit dem ro- ten Trinkglas. Es befindet sich gleich neben dem mit durchsichtiger Flüs- sigkeit gefüllten Glas. Eine Geste, die weitaus bedeutender ist, als es auf den ersten Blick scheint. Denn was für Menschen ohne Beeinträchtigung im Alltag selbstverständlich ist, wird durch solche Hilfsmittel der «Unter- stützten Kommunikation» (UK) für Menschen mit Behinderungen erst möglich: Selbst wählen können, was man trinken möchte, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse äussern und damit Selbstwirksamkeit erleben. Wie in nahezu allen Lebensberei- chen haben auch bei der UK neue Technologien in hohemTempo Einzug gehalten: Innovative, robust gebaute Tablets mit Sprachausgabe und indi- viduell programmierbaren Symbolen und Bildern vereinfachen die Kommu- nikation von Menschen mit Beein- trächtigungen mit ihrer Umwelt. Viele der Geräte lassen sich zudemmit einer Augensteuerung oder einer «Kopf- maus» ausrüsten und bedienen, wenn die kognitiven Fähigkeiten vorhanden sind, die motorischen Fähigkeiten für das Antippen der Bildfelder aber nicht ausreichen. Solche assistiven Techno- logien – wie die eben genannten «Go- Talks», aber auch Sprach- und Lern- IMPRESSUM Sonderbeilage der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern SSBL in der Luzerner Zeitung vom 19. November 2021, finanziert durch Inserate. Redaktion: Pius Bernet, Corinne Schenker, Stefan Ragaz. Autorinnen und Autoren: Pius Bernet, Pirmin Bossart, Stefan Ragaz, Daniel Schriber, Corinne Schenker, Sidonie Spörri, Petra Meyer. Layout: MyriamWipf. SSBL, Rathausen 2, 6032 Emmen, info@ssbl.ch, 041 269 35 00. Eine Stiftung, die seit 50 Jahren Sinn stiftet. Herzliche Gratulation, liebe SSBL. Telefon 058 226 10 00 | Hotline 058 226 10 10 | info@customize.ch | www.customize.ch Wir bedanken uns für euer Vertrauen und freuen uns, dass euch die Abacus Business Software seit 30 Jahren im täglichen Berufsalltag unterstützt. Bild: Jutta Vogel «z’mitts drin»

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