SSBL Jubiläums-Beilage 2021

12 Heilpädagogische Förderung von Kindern durch die SSBL Wolhusen | Betreuung von Kindern im Alter bis sechs Jahre In der Weidmatt blüht Aila richtig auf Im Heilpädagogischen Kinderhaus Weidmatt in Wolhusen werden Kinder in ihrer individuellen Entwicklung gefördert. Davon profitieren nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern. Daniel Schriber Aila ist auf den ersten Blick ein ganz normales Mädchen. Lächelnd und keck begrüsst die Vierjährige die Gäste in ihremZimmer imKinderhaus Weidmatt. «Hier schlafe ich», ruft Aila und zeigt mit dem Finger auf ihr Bett- chen. An der Wand neben dem Bett hängen Fotos und Bilder ihrer Eltern und der beiden Geschwistern. Jeweils von Mittwoch bis Samstag lebt das Mädchen im Heilpädagogischen Kin- derhaus. Während bei anderen Kin- dern vor Ort eine Behinderung sofort erkennbar ist, zeigt sich Ailas Beein- trächtigung nicht so schnell. Das Mädchen leidet unter frühkindlichem Autismus. «Wir merkten schon früh, dass mit Aila etwas nicht stimmt», er- zählt ihre Mutter Ermira Dusi. Wenn etwa Verwandte oder Freunde zu Be- such waren, um Ailas Geburtstag zu feiern, war sie komplett überfordert. «In solchen Situationen verfiel sie in stundenlange Schreianfälle.» Zudem fiel Aila auch durch ihre be- einträchtigte Sprachentwicklung auf. Nach diversen Vermutungen und er- folglosen Therapien erhielt die Familie nach umfassenden Autismus-Abklä- rungen in der Kinder- und Jugendpsy- chiatrie Luzern endlich eine Diagnose. «Das war zwar einerseits hart, anderer- seits konnten wir Ailas Problem nun endlich beim Namen nennen.» Unter- stützung fand die Familie auch beim Heilpädagogischen Früherziehungs- dienst des Kantons Luzern. «Dort wur- den wir zum ersten Mail auf das Kin- derhaus Weidmatt aufmerksam gemacht», sagt Ermira Dusi. Die Mutter machte sich Vorwürfe Weil der Betreuungsaufwand von Aila immer anspruchsvoller wurde und darunter auch ihre beiden Ge- schwister litten, entschieden sich ihre Eltern in Absprache mit ihrer Heilpä- dagogin, Aila im Kinderhaus Weid- matt anzumelden. «Ich machte mir Vorwürfe – undmusste mir solche aus dem Umfeld anhören», erzählt Ermi- ra. Eine Mutter habe doch für ihr Kind da zu sein. Immer, in jeder Situation. «Doch irgendwann wurde die Situa­ tion einfach zu viel für uns.» Heute weiss sie, dass sie und ihr Mann das Richtige getan haben. «Seit Aila in der Weidmatt ist, blüht sie richtig auf.» Und auch das Mädchen lässt keinen Zweifel daran, dass sie sich in ihrem zweiten Zuhause wohl fühlt. Sie liebt es, mit den anderen Kindern in ihrer Wohngruppe zu spielen. Und auch die Betreuungspersonen hat sie ins Herz geschlossen. «Gehen wir nun auf den Spielplatz?», fragt Aila – und schreitet zackigen Schrittes voran. Betreuung unter einem Dach Aila ist eines von rund 35 Kindern zwi- schen null und sechs Jahren, die in den drei Wohngruppen der Weid- matt betreut werden. Die Hintergrün- de der Kinder, die zu einem grossen Teil aus dem Kanton Luzern, aber auch aus der übrigen Deutschschweiz stammen, könnten unterschiedlicher kaum sein: Nebst der Altersdifferenz unterscheiden sich die Kinder auch stark bezüglich Behinderungsart oder -grad. «Wir sind in der Lage, die Kinder unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und ihrer Beeinträchti- gung professionell zu betreuen», er- klärt Bereichsleiter Bernhard Brech- bühl, der das Kinderhaus seit vergangenem Mai führt. Zu den Be- treuungsangeboten gehört die heil- pädagogische Einzelförderung ge- nauso wie Physiotherapie, Logopädie sowie viele weitere Dienstleistungen. Der Bereichsleiter betont: «Das pflegerische Angebot gehört zu den besten in der Deutschschweiz.» Ne- ben der pflegerisch-therapeutischen Betreuung vor Ort pflegt das Kinder- haus Weidmatt auch eine enge Zu- sammenarbeit mit Fachärztinnen und -ärzten, der Kinderspitex und dem Kinderspital Luzern. «Dadurch können wir auch Kinder mit komple- xen medizinischen Diagnosen kom- petent begleiten und unterstützen.» Übertritt in den Kindergarten Von all diesen Dienstleistungen kann auch Aila profitieren. Das fröhliche Mädchen wird voraussichtlich noch ein Jahr in der Weidmatt bleiben – an- schliessend folgt der Übertritt in ei- nen Kindergarten. «Wir sind aktuell daran zu evaluieren, ob Aila einen normalen Kindergarten in Wolhusen besuchen kann, oder ob sie in einem heilpädagogischen Angebot besser aufgehoben ist», sagt ihre Mutter Er- mira Dusi. Klar ist: Ailas Eltern werden jene Entscheidung treffen, die für ihre Tochter am besten ist. «Denn das ist das Einzige, was zählt.» Die vierjährige Aila mit ihrer Mutter Ermira Dusi auf dem Spielplatz in Wolhusen. Das pflegerische Angebot in der Weidmatt mit der engen Zusammenarbeit mit Fachärztinnen und -ärzten, der Kinderspitex und dem Kinderspital ist einzigartig in der Deutschschweiz. EINFACH GROSSARTIG. Wir gratulieren der SSBL zum 50-Jahr-Jubiläum. Herzlichen Dank für euer grosses Engagement und die gute Nachbarschaft. www.ckw.ch Bild: Jutta Vogel «z’mitts drin»

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