Weisses Schloss, Zürich
11 GESCHICHTE UND ARCHITEKTUR Der Historismus führte in Architektur und Kunst ab 1850 zu verschiedenen Wiederbelebungen historischer Stilformen. Dass der Historismus nicht nur nachahmend, sondern durchaus auch schöpferisch sein kann, zeigt sich eindrücklich am Beispiel des Weissen Schlosses. Die Ehre gebührt dem Architekten und Bau- herrn Heinrich Honegger-Näf (1843 –1907), welcher bereits an der Mitgestaltung des neu angelegten Bahnhofplatzes sowie der Bahnhofstrasse beteiligt war und so das aktuelle Stadtbild mass- geblich mitprägte. Mit dem Weissen Schloss schuf er ein eklektizistisches Gesamt- kunstwerk, bestehend aus schlossartigen Wohnhäusern in üppig wuchernden Louis-XIII-Formen und zerklüfteter Silhouetten wirkung, die ein lebhaftes Licht- und Schattenspiel in die Fassaden aus weissem Savonnières-Kalkstein zaubern. Bis im Jahr 1983 beherbergte das Weisse Schloss ausschliesslich Wohnungen mit fünf bis neun Zimmern nach den damaligen neuesten technischen Errungenschaften. Geplant und gebaut für eine bürger- liche, gut situierte Gesellschaft, die das Leben in der aufblühenden Wirtschaftsmetropole demjenigen auf dem Land vorzog, ohne da- für auf entsprechende Standesmerkmale verzichten zu müssen. WE I SS E S SCH LOSS
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