z mitts drin Nr. 04/2021

EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser Unsere Mission ist klar: Wir gestalten Lebensraum für Menschen mit Behinderung und schaffen Räu- me, in denen sie ihre persönlichen Möglichkeiten leben und entwickeln können. Aber ist es wirklich so einfach? Können wir allen Bedürfnissen im All- tag gerecht werden? Wie wir aus unserem ganz persönlichen Lebens- raum aus eigener Erfahrung wissen, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, immer allen Bedürfnissen ge- recht zu werden. Bei der SSBL ist es nicht anders. Mehr als 400 Frauen, Männer und Kinder leben in 39 Wohngruppen und diversen Tagesgruppen an zwölf Standorten zusammen. Jede und jeder hat eigene Bedürfnisse und Möglichkeiten, denen wir so weit wie möglich gerecht werden möchten. Aber es gibt Grenzen, wie in jeder Wohn- und Arbeits- gemeinschaft. Verschiedene Formen der Betreuung und des Zu- sammenlebens im facettenreichen Lebensraum in- nerhalb der SSBL zu ermöglichen, ist die Aufgabe unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Be- gleitung und Betreuung. Dabei vermitteln sie Ori- entierung und Schutz, fordern und fördern, damit wir den Klientinnen und Klienten ein Leben in Viel- falt ermöglichen können. Diese Vielfalt erleben Sie, liebe Leserinnen und Le- ser, in dieser Ausgabe unseres Magazins «z’mitts drin». Wie selbstständig kann und möchte bzw. muss ich leben? Wie kann und muss ich mich weiter ­ entwickeln? Was brauche ich für mein Wohlgefühl? Was gebe ich für ein harmonisches Zusammen­ leben? Das sind nur einige Fragen, die sich sowohl Bewohnerinnen und Bewohner als auch Tages­ beschäftigte immer wieder stellen. Die verschiede- nen Geschichten zeigen eindrücklich auf, dass sich ein Blickwechsel lohnt. Wir dürfen die Situation nicht einseitig von aussen betrachten. Denn nur wenn wir die Bedürfnisse und die Möglich­ keiten der Menschen mit ihrer ganzen Lebens­ geschichte und all ihren Ecken und Kanten kennen, können wir beurteilen, was für jede und jeden der ideale Lebensraum ist. Ohne zu werten und zu urteilen – ganz persönlich und den individuellen Möglichkeiten entsprechend. Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen! Pius Bernet Geschäftsführer Was verstehen wir jedoch unter Lebensraum? Viele denken wohl zunächst an die räumliche Wohn­ situation. In den vergangenen zehn Jahren hat diesbezüglich ein grosser Wandel stattgefunden. Auch in der SSBL haben wir zahlreiche Verände- rungen in den Wohnhäusern, Wohngruppen und Bewohner/-innenzimmern vorgenommen, um ei- nen zeitgemässen Standard zu erreichen. Vor nicht allzu langer Zeit waren noch Doppelzimmer die Regel. Diese haben wir schrittweise in Einzelzim- mer umgewandelt, um mehr Privatsphäre zu er- möglichen. Die Barrierefreiheit in allen Räumen ist natürlich grundlegend. Teilweise bestehen aller- dings spezifische Anforderungen an die Bauweise und Ausstattung der Wohngruppen. Unter Berück- sichtigung von Aspekten wie Pflegebedürftigkeit, Sicherheit oder Funktionalität haben wir in den letzten Jahren zusätzlich Wohngruppen mit dem Schwerpunkt Intensivbetreuung und dem Schwer- Unterschiedliche Lebensräume für ein Leben in Vielfalt Rund 400 Klientinnen und Klienten verbringen ihre Zeit teilweise oder ganz in der SSBL. Es liegt somit in der Natur der Sache, dass das Thema Lebensraum einen zentralen Stellen- wert in der SSBL einnimmt. Dies spiegelt sich sowohl in der Vision als auch im Leitbild der SSBL wider. 4 EDITORIAL

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