Alternative Bank Schweiz AG - Geschäftsbericht 2018
9 — Alternative Bank Schweiz AG Geschäftsbericht 2018 Gewinnstreben und die finanziellen Anreiz systeme in gewissen Banken tragen nach wie vor zu Risiken im Finanzsektor bei. W: Damit solche Aspekte in die Regulierung Eingang finden, braucht es ein Umdenken in der gesamten Gesellschaft. Vielleicht 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind bereit, sich auf ein Geschäftsmodell wie jenes der ABS einzulassen. Dieser Anteil reicht aber nicht für eine politische Mehrheit, die nötig ist, um eine griffige Regulierung zu erreichen. Vielmehr braucht die ABS die engagierten Menschen als politische Wesen, um öko logische und soziale Mindestnormen in der Bankenregulierung festzuschreiben. Herr Rohner, bei Max Havelaar waren Sie vor allem für fair gehandelte Lebensmittel zuständig. Diese haben sich inzwischen am Markt durchgesetzt. Warum harzt die Verbreitung nachhaltiger Finanzdienst leistungen? R: Im Unterschied zur Konsumgüterindustrie sind die Nachhaltigkeit und das Geschäftsge- baren der Finanzindustrie hierzulande noch nicht im Brennpunkt von Nichtregierungsor- ganisationen, die einfach verständliche Labels vergeben. Zudem herrscht im Detailhandel ein Duopol von zwei Genossenschaften, die nicht auf Gewinnmaximierung aus sind und ethische Aspekte in ihre Geschäftspolitik einbeziehen. W: Auch bei den Banken kennen wir mit Raiffeisen und Kantonalbanken grosse Player, die nicht nur auf Gewinn aus sind. Diese Institute könnten sich nachhaltig positionie- ren. Doch es fehlt ein Umdenken in der Bankenleitung. Gibt es denn auf internationaler Ebene Ansätze, um die Branche in diese Richtung vorwärts zu bringen? R: Die EU verabschiedete 2018 eine Roadmap für eine klimafreundliche und nachhaltige Finanzindustrie. Gewisse Ökonomen des Internationalen Währungsfonds plädieren für verhaltensökonomische Ansätze in der Regu- lierung. Und Mark Carney, der britische Zentralbankgouverneur, fordert die Offen legung von Klimarisiken in den Bankbilanzen. International ist also viel im Gang. In der Schweiz ist dieses Bewusstsein noch längst nicht so entwickelt, weder in der Politik noch beim Regulator. W: Die ABS praktiziert schon seit zehn Jahren einen internationalen Ansatz: Sie half damals mit, die Global Alliance for Banking on Values (GABV) zu gründen. In ihr sind Finanzdienst- leister mit einer ähnlichen Philosophie wie jene der ABS zusammengeschlossen. Wir inspirieren uns gegenseitig bei der Weiterent- wicklung und intervenieren gemeinsam bei den Behörden, um den Nachhaltigkeits- gedanken vorwärts zu bringen. In der Bankenwelt scheint die Gewinnmaxi mierung weiterhin sakrosankt zu sein. Ist ein Umdenken überhaupt realistisch? W: Ich habe Mühe mit der Sichtweise, dass es nur die bösen «Grossen» auf der einen und die nachhaltige ABS auf der anderen Seite gibt. Die meisten Schweizer Regionalbanken und Sparkassen sind sehr bodenständig, verteilen keine Boni – und leiden heute trotzdem unter der rigorosen Regulierung und den Negativzinsen.
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