Alternative Bank Schweiz AG - Geschäftsbericht 2018
8 — Alternative Bank Schweiz AG Geschäftsbericht 2018 DIE FINANZKRISE IST NOCH LÄNGST NICHT AUSGESTANDEN INTERVIEWMIT ANITA WYMANN UND MARTIN ROHNER Zehn Jahre nach der Finanz- und Wirtschafts krise hat sich die Bankenregulierung zwar weiterentwickelt. Doch nach wie vor sind die Dimensionen Umwelt und Gesellschaft in der Branche kaum ein Thema. Martin Rohner, Vorsitzender der ABS-Geschäftsleitung, hofft auf ein Umdenken dank einer jungen, kriti schen Generation. ABS-Verwaltungsratspräsi dentin Anita Wymann ruft dazu auf, die Selbstverantwortung wahrzunehmen und sich auch politisch zu engagieren. Interview: Pieter Poldervaart Zumindest in der Schweiz scheinen die Folgen der Finanzkrise nicht mehr zu spüren zu sein. Die Wirtschaft ist fit, die Arbeitslosig keit befindet sich auf einem Rekordtief… Anita Wymann (W): Ich bin nicht so optimis- tisch. Gewisse Indikatoren sind zwar positiv. Aber aus Sicht der Banken bleibt die Ertrags- situation alles andere als rosig. Und an den Negativzinsen leiden nicht nur Wirtschaft und Private, sondern auch die Gesellschaft. Denn die Tiefstzinsen als Folge der Finanzkrise reissen seit zehn Jahren Löcher in das Renten- vermögen von AHV und Pensionskassen. Martin Rohner (R): Aufgrund der Ereignisse vor zehn Jahren haben wir zwar gelernt, mit Finanzkrisen umzugehen. Doch wir sind nicht über die Symptombekämpfung hinausge- kommen. Die Kernfrage, was denn der Sinn des Finanzsystems ist, wurde seit dem Crash nur selten gestellt. Das Problem des exzessi- ven Gewinnstrebens der Finanzindustrie ist heute weitgehend vom Radar verschwunden. Vermutlich werden wir deshalb früher oder später wieder in einer Krise landen. W: Natürlich musste der Staat damals die UBS retten. Aber die Konditionen dieser Aktion waren haarsträubend: Dass die UBS im gleichen Jahr fette Boni ausschüttete mit der Ausrede, es hätten ja nur ein paar wenige schwarze Schafe in den USA gesündigt, ist nicht haltbar. Denn in den guten Jahren profitierten alle in der UBS von den hohen Gewinnen. Also sollte man auch die Schäden gemeinsam tragen. Machte die Schweiz seit der Finanzkrise immerhin bei der Regulierung vorwärts? R: Zum Teil. Die Regulierung wurde vor allem komplexer, aber nicht unbedingt wirksamer. Die systemrelevanten Banken müssen einen Eigenmitteldeckungsgrad von gerade mal fünf Prozent aufweisen – das ist viel zu wenig. Soziale und ökologische Risiken wurden nicht angegangen. Ebenso wenig werden verhal- tensökonomische Ansätze berücksichtigt: Das
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